KAPITEL 01

Was bedeutet Selbstständigkeit?

Die besondere Fähigkeit

Bevor du überhaupt beginnst, musst du verstehen, was du besonders gut kannst und in welcher Branche du dich gut auskennst. Du wirst nur dann erfolgreich sein, wenn du ein gutes Produkt oder eine gute Dienstleistung anbieten kannst.

Frage dich: Hast du bereits ein paar Jahre in einer Agentur gearbeitet und fundierte Kenntnisse in der Gestaltung von Werbemitteln erworben? Hast du mehrere Jahre damit verbracht, eine Programmiersprache zu erlernen? Hast du bereits abgeschlossene Projekte? Kennst du die wichtigen Entwicklungen einer bestimmten Handels-Branche und kannst eventuell beratend tätig werden?

In Kurzform: du musst deinem Kunden einen klaren Mehrwert bieten können.
Man nennt das auch „value proposition” und das kann z.B. Folgendes sein:

  • Erscheinungsbild des Kunden durch professionelles Design verbessern (Corporate Design)
  • Social Media Reichweite erhöhen und damit neue Vertriebskanäle eröffnen (Social Media Management)
  • Zeitsparende Software für Buchungssysteme entwickeln (App-/Software-Entwicklung)

Selbst und Ständig

Als Selbstständiger musst du alles selbst organisieren: Kundenmeetings, Angebote, Finanzen, Projektpläne, Buchhaltung, Steuern, Versicherungen und Zeitmanagement. Lass dich davon aber nicht beeindrucken! Wenn du dich diszipliniert um diese Dinge kümmerst, wirst du step-by-step eine erfüllende und erfolgreiche selbstständige Tätigkeit ausüben.

Unregelmäßiges Einkommen. Selbst wenn du vollständig mit Aufträgen ausgelastet bist: kein Monat ist wie der andere. Manchmal verdienst du drei Monate lang keinen einzigen Cent, während du im darauffolgenden Monat alle deine Projekte auf einmal abrechnen kannst. Starte ohne offene Kredite und mit minimalen laufenden Kosten. Im Idealfall beginnst du deine Selbstständigkeit mit mindestens 5-6 Monaten Rücklagen. Eine Umstellung deines aktuellen Jobs auf Teilzeit kann, statt Kündigung und All-In, eine gute Strategie sein, sich der eigenen Tätigkeit erstmal nur mit 50% und geringem Risiko zu nähern. Außerdem bist du dann noch Renten- und sozialversichert.

Arbeitszeiten = immer und nie. Du bestimmst selbst wann du arbeitest. Das kann Fluch und Segen zugleich sein, denn spätestens ab 5 parallelen Projekten wirst du merken, dass du ohne eine strukturierte Zeiteinteilung nicht effektiv arbeiten wirst. Finde heraus, wie viele Stunden du am Tag produktiv arbeiten kannst, aber auch, zu welchen Zeiten du besonders effektiv bist. Liegen dir Design-Entwicklungen besonders zwischen 9-12 Uhr, Kundenkommunikation und Buchhaltung dagegen eher zwischen 16-18 Uhr? Finde diese Intervalle sowie die richtigen Zeiten für erholsame Pausen und strukturiere deine Projekte entsprechend. Lass dich von den vielen „Produktivitäts“-Artikeln im Netz inspirieren, finde mit der Zeit aber deinen eigenen Rhythmus. Erst dann wirst du wirklich effektiv und kannst diesen Alltag auch langfristig beibehalten. Zu Beginn kann es zwar verlockend sein, non-stop zu arbeiten (vor allem bei den ersten größeren Aufträgen), behalte deine Ressourcen und deine Gesundheit dabei aber immer gut im Blick!

Die richtige Ausstattung

Du brauchst eigenes Equipment. Das Praktische dabei: im Bereich Mediendesign und Softwareentwicklung reichen meist schon ein Laptop und ein paar Programme, um direkt startklar zu sein. Wenn dir zu Beginn Programme wie Adobe CC noch zu teuer sind, kann man in vielen Fällen auch auf Alternativen zurückgreifen (Affinity Photo statt Photoshop, Blender statt Maya, Open Source Lösungen im Allgemeinen, GitHub).

Planst du aber beispielsweise, Videos zu produzieren oder als Fotograf zu arbeiten, ist gutes Equipment ein Muss, nur leider in der Anschaffung recht teuer. Suche in dem Fall erst einmal nach Kooperationen mit bereits etablierten Selbstständigen in deinem Bereich, leihe dir für erste Projekte Equipment von deiner Uni oder stelle sicher, dass das Auftragsbudget dein Equipment teilweise refinanziert.

Welcher Alltag passt zu mir?

Verschiedene Branchen bieten unterschiedliche Chancen aber auch einen völlig verschiedenen Alltag.
Kontaktiere Freelancer, die bereits in deiner Branche arbeiten, stelle ihnen Fragen und untersuche im Detail, wie deren Alltag aussieht. Dann stellst du nämlich fest:

  • Als Programmierer sitzt du die meiste Zeit des Tages vor dem Bildschirm und schreibst Code, behebst Fehler und denkst über die beste Lösung für ein Problem nach.
  • Als Medien-Designer sitzt du ebenfalls viel vor dem Bildschirm, entwirfst Grafiken und Konzepte, bist aber auch 5-10% deiner Zeit mit Projektplanung und Kundenkommunikation beschäftigt.
  • Als Projektmanager (so fancy sich das auch anhört) bist du dagegen fast ständig in Abspracheprozessen, Meetings, organisierst Listen, Zeitpläne, Personal und löst Probleme mit Kunden.

Schaue dir nach der Recherche all diese Tagesabläufe an und frage dich ganz ehrlich, welchen dieser Alltage du langfristig mögen kannst als Teil deines Lebens, denn im Endeffekt macht dein Job immer den zeitlichen Großteil deines Alltags aus.

KEY LEARNINGS KAPITEL 01

Abschließende Zusammenfassung
  • Was kannst du gut? (Value Proposition kennen)
  • Selbst-Organisation (Finanzen, Zeiten, Kunden, Steuern, Versicherungen)
  • Einkommen = unregelmäßig, das musst du akzeptieren können
  • mit Rücklagen, ohne Schulden und minimalen laufenden Kosten starten
  • Effiziente Arbeitszeiten für dich finden & planen
  • Eigenes Equipment vs. günstige Alternativen. Kaufen / Leihen / Refinanzieren?
  • Welcher Alltag ist deiner? Vorab-Recherche wichtig für spätere Zufriedenheit