In diesem Interview beantwortet Annika, Gründerin des Labels „Vesper Moth“, 12 Fragen zu ihrem Werdegang, ihrer Selbstständigkeit und den Herausforderungen des Schmuckdesigns. Von den Anfängen als Bloggerin bis zur Gründung ihres eigenen Labels teilt Annika ihre Erfahrungen und gibt Einblicke in die Höhen und Tiefen ihrer selbstständigen Tätigkeit. Lass dich inspirieren von ihrer Erfahre, was es bedeutet, als kreativer Kopf in der Welt des Schmuckdesigns erfolgreich zu sein.
Selbstständig seit: 2015
Wohnort: Nähe Lübeck / Scharbeutz
Arbeitsplatz: geräumiges Büro samt Werkstatt daheim
Ich hatte während meines Illustrationsstudiums 2013 angefangen zu bloggen. Mein Blog war primär auf Lifestyle Mode und Reisen ausgelegt. In den darauffolgenden Jahren bin ich zunächst von Blogger auf Tumblr und letztlich auf Instagram gewechselt.
2015 fing mein Instagram Account an erfolgreich zu werden und so bekam ich Sponsorships von Mode- und Schmucklabels. Die Qualität dieser Produkte fiel allerdings nicht immer besonders befriedigend aus. Da ich schon immer eigene Accessoires designt, sowie auch hergestellt hatte wusste ich, dass die Qualität meiner Schmuckstücke besser war, und so kam mir im August 2015 die Idee mein eigenes Schmucklabel zu gründen und es war die beste Idee, die ich hätte haben können.
Im Dezember 2015 habe ich dann meine ersten Designs für mein Label Vesper Moth online verkauft.
Gleich zu Beginn meiner Selbstständigkeit habe ich meine Produkte über Social Media, primär meinen Instagram Mode Account @manicmoth, beworben. Später kamen dann noch YouTube, Facebook, sowie jeweils ein eigener Shop Account auf Instagram (@vespermoth) und auf Facebook hinzu.
Meine ersten Produkte habe ich im Dezember 2015 verkauft. Der Zeitpunkt war gut gewählt, da der Dezember durch Weihnachten einer der lukrativsten Monate im Warenverkauf ist. So verdiente ich bereits im ersten Monat genug, um meinen Studentenjob kündigen zu können.
Wenn ich versuche einen Durschnittswert festzulegen wären es um die 30.000 – 40.000 € Jahresgewinn (vor Steuern). Mein Einkommen variiert allerdings, wie so oft bei selbstständigen Berufen, stark von Monat zu Monat. Meist ist die zweite Jahreshälfte sehr lukrativ, die Sommermonate dagegen eher ruhig.
Ich bin leider immer noch zu zurückhaltend, wenn es um höhere Ausgaben / Investitionen für mein Business geht. Auch variieren meine Ausgaben sehr. So sind es in manchen Monaten nur 200€ und in anderen 1000€.
Während meines Studiums habe ich immer gejobbt. Von Service Jobs, wie Kellnern, über solche im Einzelhandel, wie Verkäuferin und Kassiererin, bis hin zu allerlei Promotionjobs und der Arbeit als Postbotin, probierte ich in den Jahren alles mögliche aus.
Eines habe ich jedoch bei all diesen Jobs feststellen können: Ich tue mich schwer mit festen Arbeitszeiten und Autoritäten. Auch war es mir immer wichtig kreativ und selbstständig arbeiten zu können. Ich muss gestehen, dass mir der soziale Aspekt bei meinem Traumjob nie besonders wichtig war.
Ich bin oft abgelenkt, wenn ich mit anderen Menschen im selben Raum arbeite und ich brauche generell viel Zeit für mich allein, um mich wohl zu fühlen. Somit hat die Selbstständigkeit für mich sehr viele Vorteile.
Die Arbeitserfahrungen, die ich in den Nebenjobs während meines Studiums sammeln konnte, haben mir gezeigt, warum ich in einer Festanstellung wahrscheinlich nicht glücklich werden würde. Dass ich gerne kreativ arbeiten möchte, wusste ich allerdings schon als Teenager, denn schon schon damals haben Malen, Zeichnen, Fotografieren, Bildbearbeitung, Schneidern & Basteln etwa 80% meiner Freizeitbeschäftigung ausgemacht.
Ich habe keinen festen Arbeitsalltag, da jeden Tag ganz andere Arbeitsbereiche für mich anfallen. Da ich mich ja nicht nur um das Design, die Produktion und den Kunden-Support kümmere, sondern auch um die Werbung und Inszenierung meiner Produkte, kann an einem Tag beispielsweise das Fertigstellen von Bestellungen anstehen und an einem anderen Fotoshootings, sowie Bild- und Videobearbeitung.
Um effektiver arbeiten zu können, versuche meist nur an einem Bereich pro Tag zu arbeiten. Ansonsten würde ich immer aus der Arbeit gerissen werden um mich dann auf einen ganz anderen Bereich konzentrieren zu müssen.
Da mein Schmucklabel Vesper Moth komplett mit meiner Mode-Social-Media-Präsenz verwoben ist und die wiederum mit meiner Privatperson, ist es sehr schwer für mich, meine Arbeit von meinem Privatleben zu trennen. Um mich gedanklich von meiner Arbeit zu lösen treffe ich Freunde und Familie oder verbringe Zeit mit meinem Partner.
Wenn ich Zeit alleine verbringe, schweifen meine Gedanken häufig zurück zu meiner Arbeit, da sie mir auch sehr viel Freude bereitet. Ich glaube aber, dass ich in diesem Punkt noch sehr an mir arbeiten muss um eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben zu schaffen.
Eine der größten Hürden für mich war meine Buchhaltung. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit war ich noch nicht gut strukturiert und vom Steuerrecht hatte ich gar keine Ahnung. Daher war es für mich sehr zeitintensiv sich in all diese Themen einzuarbeiten. Ich bin allerdings eigentlich ganz froh, dass ich zu Beginn nicht wusste, wie viel Arbeit all dies werden würde.
Ich empfinde die Freiheit, die man durch die Selbstständigkeit hat, als größten Vorteil. Das bezieht sich nicht nur auf die Arbeitszeiten, sondern auch auf die Strukturierung der Arbeit. Ich muss niemanden um Erlaubnis bitten, wenn ich an einem sonnigen Tag lieber weniger und dafür an grauen Tagen länger arbeiten möchte.
Hinzu kommt, dass man bei Misserfolgen seine Arbeit anpassen und stets verändern kann. Eine der größten Vorteile für mich persönlich ist, meine Ideen direkt umsetzen zu können und an Projekten zu arbeiten, die mich persönlich interessieren.
Segen und Fluch zugleich kann allerdings die alleinige Verantwortung sein, die man für den Erfolg seines Gewerbes trägt. Wenn ich nachlässig war und meine Arbeit nicht gut strukturiert habe, bekomme ich das sofort zu spüren. Auch ist es oft schwer abzuschalten und sich Freizeit zu gönnen. Dieses Verhalten kann schnell zu einem Burnout führen.
Befreiend und sinnstiftend. Trotz einiger Hürden möchte ich meinen Job mit niemandem tauschen und bin sehr dankbar dafür, dass ich mich 2015 in die Selbstständigkeit begeben habe.
Ich würde empfehlen, es erst einmal mit dem selbstständigen Arbeiten neben der Festanstellung zu versuchen. Auf diesem Weg kann man, ohne existenziellen Ängsten ausgesetzt zu sein, erst einmal ein Gefühl für die Selbstständigkeit bekommen.
Ich glaube auch, dass es wichtig ist, für sich zu klären warum man gerne selbstständig wäre. Fällt es einem leicht sich selbst zu motivieren oder braucht man viel Anstoß von außen und viel Feedback von Kollegen?
Solche Fragen können helfen um festzustellen ob die Selbstständigkeit zur eigenen Persönlichkeit passt.
Selbstständigkeit kann befreiend, sinnstiftend und erfüllend sein, aber genauso auch stressig, belastend und einsam. Es kommt, wie bei allem, darauf an, was man daraus macht und ob es das Richtige für einen ist. Ich kann jedem empfehlen es mit der Selbstständigkeit zu versuchen, denn man weiß immer erst wirklich wie es ist, wenn man eigene Erfahrungen gesammelt hat.
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